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Die Strophe ist die Zusammenfassung einer Anzahl von Versen, die eine größere Einheit bilden. Sie hat in der Lyrik große Macht. Wobei die Einheit, innerhalb eines längeren Gedichtes oder Liedes wiederkehrt.
Die Strophe
Der Stropheneinschnitt wird als Absatz durch eine Leerzeile markiert.
Nicht jede Lyrik hat einen strophischen Aufbau. Nicht immer findet sich das gleiche Gefüge wiederholt. Ausbrechend aus den klassischen Gefügen entstand während der Sturm- und Drangzeit die freie Rhythmik.
Der Reim ist gefesselt in einer gleichförmigen Zeilenlänge, gleicher Füllung, sowie den Strophen.
Besonders in der Volksliedstrophe und dem Sonett spielt der Strophenbau eine besondere Rolle.
Während der Periode von Sturm und Drang brach die Lyrik mit der freien Rhythmik aus den festgelegten Gefügen aus, über die Strophengrenzen hinweg. Trotzdessen haben feste Strophen in allen Epochen den Vorrang genossen. Der überwiegende Teil der Lyrik drängt nach Bändigung und Ordnung. Der Strophe wird von Dichter und Publikum dennoch nicht mehr die einstige Festigkeit zuerkannt.
Über die Zeiten der Literatur hinweg, wurde die lange Strophenform zurüückgedrängt, zugunsten der kürzeren Strophe. Kunstlyrik bevorzugt kürzere Strophen. Die Bedeutung der Strophe wurde zurückgedrängt. Strophen sind weniger fließend, je künstlicher und kunstvoller sie geformt wurden. Je konstruierter, architektonischer ihr Bau ist, desto unmusikalischer ist die Lyrik. In moderner Lyrik trifft der Leser seltener auf Fügungen aus Jambus und Trochäus. Ihr Ausdruckswert ist zu unterschieedlich, weshalb ehr Kombinationen aus Jambus oder Trochäus mit dem Daktylus anzutreffen sind.
Die Volksliedstrophe
Die Volksliedstrophe ist aus vier Volksliedzeilen zusammengesetzt. Diese sind drei- oder vierhebig. Die Senkungen sind meist ein-, manchmal auch zweisilbig.
Ihr Reimschema ist: a b a b
Dabei wechseln männliche und weibliche Kadenz ab. Die Zeilen bilden eine Einheit, wodurch die Strophe flüssig zu lesen ist. Ihr Ton ist leicht verhalten. Sie ist Liedhaft und verwendet Bewegung und Klang. Die Strophe ist jambisch geprägt und wurde bevorzugt in der Romantik verwendet.
Die Chevy-Chase-Strophe
Die Chevy-Chase-Strophe kam im 18. Jahrhundert aus England. Der Titel wurde den englische Balladen entlehnt. Sie besteht aus vier Zeilen. Die erste und die dritte Zeile hat vier Hebungen, während die zweite und vierte Zeile drei Hebungen hat. Dazu kommt eine Pause am Ende mit einer vierten Hebung. Die Senkung ist ein- oder zweisilbig und die Ausgänge sind rein männlich. Dadurch ist diese Strophenart Herb und Geladen. Sie hat sich als Typische Form einer heldischen Ballade herauskristallisiert.
Gedichtstrophen
Gedichtstrophen sind überwiegend aus dem Ausland ins Deutsche übernommen worden. Dazu gehört z. B. das Trioletts.
Eine weitere Art aus Frankreich ist das Rondeau.
Aus dem italienischen kam das Madrigal.
Das Ghasel fand aus Persien seinen Weg in die Lyrik.
Klassische Strophenformen
Zu den klassischen Strophenformen gehören das Distichon, die alkäische Ode, die asklepiadeische Ode und die sapphische Ode.
Die dreizeilige Strophe
Die dreizeilige Strophe wirkt in ihrer Art unvollständig und unsymmetrisch. Die Terzine ist eine Art der dreizeiligen Strophe.
Eine weitere Variante der dreizeiligen Strophe ist das Raitornell.
Bei der dreizeiligen Strophe muss der dritten Zeile so viel Bedeutung zugemessen werden, dass die Bedeutung der ersten beiden aufgewogen wird.
Die fünfzeilige Strophe
Die fünzeilige Strophe tritt in folgenden Reimformen auf:
aabab
oder
aabba
oder
abaab
Die Fünfzeiligkeit bedeutet Ritardando, eine Art Trugschluss.
In der Form liegt eine Bedingung: Die fünfte Zeile muss gewichtig sein und einen kräftigen Abschluss vorlegen. Dafür darf sie außerdem nicht zu lang sein.
Die achtzeilige Strophe
Die achtzeilige Strophe ist die aus Italien stammende Stanze.
Das Sonett
Das Sonett stammt aus dem 16. Jahrhundert und kommt aus dem Italienischen. In der deutschen Literatur hielt es sich bis ins 18. Jahrhundert. Bürger und Romantiker ließen es wiederaufleben. Ab 1800 wurde der Begriff der “Sonettwut” in der deutschen Literatur geprägt. Selbst Goethe schloss sich dieser an. Nach der Romantik ging die Nutzung des Sonetts in der deutschen Literatur zurück.
Das Sonett eignet sich besonders für das Zusammenstellen zu Zyklen.
Ein Sonett besteht aus 14 Zeilen, gegliedert in vier Strophen:
zwei Vierzeiler (Quartette)
zwei Dreizeiler (Terzette)
Im Sonett findet besonders der Jambus Anwendung.
Die Reimordnung des Sonetts ist:
a b b a a b b a c d c d c d
Terzettvariationen für das Sonett sind zum Beispiel:
cde cde
ccd ede
Hier gibt es verschiedene Variationen.
Die Variationen der Quartettte luden bereits in Frankreich zum Reimen ein:
abba cddc
abab cdcd
Der Reim in den Quartettten ist meist umarmend.
Im Englischen gab es die Abwandlung, mit einem selbstständigen Reimpaar zu schließen und vorangehende Verse in drei Vierzeiler zu gliedern.
Dadurch ist das Sonett in verschiedenen Zeiten mehreren Abwandlungen unterlegen.
Was sich nicht änderte ist die Spitze: ein klarer pointierter Schluss – ein Zustreben der ganzen Form
Gesang bietet sich beim Sonett nicht an. Ebensowenig ein hymnisches Aufsingen. Der Ton ist reflektierend oder deutend-verheißend. Dazu kommt eine gedankliche Führung und Fügung, die dem Formwillen am Besten entsprechen.
Die Reimordnung von zwei Quartetten und zwei Terzetten ist beim italienischen Typ des Sonetts, der auch Petrarca genannt wird und bei französischen, dem Ronsard-Typ vertreten.
Der englische Typ, der auch Shakespearte-Typ genannt wird, besteht aus drei alternierend reimenden Quartetten und einem abschließendem Reimpaar:
abab cdcd cfef gg
Durch die Struktur des italienischen und französischen Sonetts sind diese für antithetische Gedankendichtung besonders geeignet.
Quelle:
vgl. Hönig, Christoph: Neue Versschule. Paderborn, W.Fing. 2008.
vgl. Kayser, Wolfgang: Kleine deutsche Versschule. Bern 1968, S.18-39.
Originally posted 2018-10-10 16:54:00.