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Der Reim
Der Reim ist ein Wohlklang für die Ohren. Er wird auch als Echo des Gedankens bezeichnet und ist ein Produkt der Prosa. Dieser Artikel beschäftigt sich mit Reim und Rhythmus.
Die Bedeutung des Reims
Inzwischen gilt der Reim als Bindemittel für die gebundene Sprache in Versen. Gedichte müssen nicht immer gereimt sein.Der Reimann sich entwickelte sich erst im Laufe der Geschichte.
Der Reim in der Geschichte
In der Antike gab es keine Reime.Weder Römer noch Griechen kannten den Reim. Die Entstehungszeit des Endreimes war das frühe Mittelalter. 1754 erfand Klopstock die reimlosen freien Rhythmen. Im 20. Jahrhundert kam die reimlose Lyrik mit unregelmäßigen Rhythmen bevorzugt auf.
Die germanische Dichtung bildete sich durch den Stabreim. Der Stabreim bedeutet einen gleichen Anlaut von Wörtern, der als Alliteration bezeichnet wird. Im 9. Jahrhundert kam der Reim von der mittellateinischen Hymnendichtung in die deutsche Dichtung. Er bindet auf der einen Seite und sondert zugleich ab, denn am Ende des Reimes verlangt er eine Pause. Das Zeilenende fällt beim Hören auf. Die Einheit der Zeile wird gestärkt. Der Reim trug zur Entwicklung der Strophe und zum Zeilenbau in der Dichtung bei. Die germanische Langzeile war vorher frei strukturiert. Die Strenge des Verses verdrängte diese Freiheit.
lliteratioDer Reim als Streitpunkt
Diese Art der Dichtung nannte sich carmen rhythmicum. Französisch hieß es rime. Der Begriff integrierte sich im 12. Jahrhundert unter dem namen rim im Sprachgebrauch. Reim und Versordnung prägten die Dichtung. Im 18. Jahrhundert kam es zum Disput bezüglich des Reimes, da man das antike Versmaß ohne Reim in den deutschen Sprachgebrauch übertrug. Die Eignung der Versmaße für den deutschen Sprachgebrauch zweifelte man an. Die Nachahmung sah man als unnatürlich an. Die Ästhetik war ein weiterer Streitpunkt. Der Reim wurde als Wortgeklingel wahrgenommen. Weiter kam die Behauptung auf, der Reim würde vom Geist der deutschen Sprache abgewiesen.
Der Reim (Endreim) ist der Gleichklang des letzten, voll betonten Vokals mit allem, was darauf folgt. Wenn sich die letzten beiden Hebungen reimen, entsteht ein reicher Reim.
Die Reimreinheit
Bei der Reinheit des Reimes scheiden sich die Geister. Während die einen Dichter sich von kleinen lautlichen Schwankungen nicht stören lassen, bestehen die anderen auf einen untadelhaften, reinen Reim. Andere wiederum empfanden leichte Abweichungen im Reim als reizvoll.
Es gibt die Unreinheit von kurzen Vokalen:
i:ü –> Blick – Glück
e:ö –> Löchern – Bechern
a:ö –> Rächer – Köcher
Lange Vokale und Diphthonge:
i:ü –> Tür – vier
e:ö –> Szene – Töne
ä:ö –> Nähe – Höhe
e:ä –> Sehnen – Reuetränen
ei:eu –> Schleier – Feuer
Langer Vokal reimt mit kurzem:
a:a und langes u:u –> Herbstesluft – ruft
langes i: i –>verspielt – Bild
langes o:o –>davon – Ton
Die Reime sind nicht gleichwertig, sondern unsauber. Dialekte können Auswirkungen auf die Reimwirkung haben. Unreine Reime werden eher als “Notlösung” angesehen, wenn der Dichter keinen sauberen Reim zustande bringt.
1. Die Ungereimtheit stört in Reimpaaren mehr, als wenn die Reime weit auseinanderstehen
2. Bei langen Vokalen und Diphthongen ist der Höhrer feinfühliger als bei Kurzen
3. Reime zwischen langen und kurzen Vokalen fallen auf.
4. Die Stilschlichtheit sorgt für Unterscheiede. Bei einem gehobenen Sprachstil fallen Fehler eher auf, als bei einem niedrigen.
5. Eine musikalische Sprache behandelt den Reim freie, als eine spröder, die auf die Reinheit des Reimes als einziges Klangmittel angewiesen ist
Ein Wechsel von einem f auf ein stimmhaftes v wirkt beispielsweise störend.
Die Reimstellung
Verschiedene Reimstellungen lassen sich unterscheiden:
- Reimpaarverse: aa bb cc dd: Reimpaarverse fanden in der Dichtung des hohen Mittelalters Anwendung.
- Kreuzreim: a b a b c d c d: Er wird in Volksliedern und der volkstümlichen Lyrik des 19. Jahrhunderts genutzt. Der Kreuzreim gibt dem Vierzeiler ein festges Gefüge.
- Umarmender Reim: a b b a c d d c: Dieser findet sich im Sonett wieder, wo die beiden Quartetette einen umarmenden Reim haben.
- Schweifreim: a a b c c b: Der Schweifreim sorgt für eine strenge Gliederung. Der Schweifreim sorgt für eine Zweigeteiltheit in der Strophe.
Wollen Dichter sich nicht auf eine feste Ordnung festlegen, wird auf einen Strophenaufbau verzichtet.
Gegen den Reim spricht eine Beschränkungen der Freiheit. Da der Vers eine gebundene Rede ist, widerspricht diese Behauptung der Versbindung.
Einige Reime sind durch häufige Benutzung in den Jahrhunderten abgegriffen. Ein Beispiel sind Herz und Schmerz.
Die Möglichkeiten in der Reimbildung haben sich gesteigert. Einflussfaktoren sind veraltetete und dialektische Ausdrücke, Fremdwörter, Eigennamen, neue Bezeichnungen von Wissenschaft und Technik und von Gebrauchsgegenständen.
Der Naturalismus griff auf neuzeitliche Wörter zurück, die als unpoetisch galten. Neuzeitliche Lyrik greift auch auf reimfähig erscheinende Wörter, wie Fürwörter, Artikel und Bindewörter zurück. Sie bergen die Gefahr in sich, die Verszeile zu zerstören, wenn die Pause nach ihnen fehlt.
Anfangsreim
Der Anfangsreim lässt in zwei Zeilen die ersten Wörter gleich klingen.
Die Assonanz
Die Assonanz hat in der Zeit der Romantik ihren Höhepunkt gehabt. Sie wird auch Halbreim genannt. Bei der Resonanz werden gleiche Vokale oder Sonanten innerhalb der Wörter verwendet.Nach dem ersten Verspaar wird die Assonanz durch alle geraden Zeilen im ganzen Gedicht wiederholt. Die ungeraden Zeilen sind ungebunden. Bei ihr handelt es sich um einen Gleichklang der Vokale in den betonten Silben. Ein Beispiel hierfür sind still / ritt / Tisch. Die Assonanz stammt aus dem Spanischen. Die Assonanz hat sich nicht sehr etabliert. Grund dafür ist das tonlose e, welches in den unbetonten Silben des Deutschen großteils vertreten ist. Dadurch wirkt wirkt sie klanglos.
Binnenreim
Im Binnenreim reimen sich Wörter nicht nur am Zeilenende, sondern auch innerhalb des Verses. Hauptsächlich geht es aber um die Reimbindung von zwei Wörtern innerhalb derselben Verszeile.
Der Endreim
Beim Endreim geht es um den Gleichklang von uweo oder mehr Wörtern beim letzten betonten Vokal.
Identischer Reim
Der identische Reim wiederholt dasselbe Reimwort erneut. Ein Beispiel bietet Schillers Lied von der Glocke: Straßen auf! Dampf wallt auf! Diese Reimform ist außerdem ein Element der orientalischen Ghasel, wo jeder zweite Vers mit demselben Reim gereimt wird.
Kettenreim
Der Kettenreim verbindet das Wort am Zeilenende und ein Wort im Innern der nächsten Zeile durch den Reim.
Die Reimkadenz
Bei der Reimkadenz handelt es sich um die möglichen Formen des Vers-Schlusses. Sie wird vom Endreim bestimmt. Es gibt sie in 3 Formen:
einsilbig: z.B. Stumpf und dumpf
zweisilbig: z.B. klingend und singend
dreisilbig: z.B. gelitend und schreitend
Rührender Reim
Ein Reim ist vollständig, wenn die Laute, die in der Silbe des betonten Vokals vor diesem stehen, gleich klingen. Dann handelt es sich um einen rührenden Reim. Hier geht es somit um phonetisch gleich klingende, dennoch bedeutungsunterschiedliceh Wörter. Der rührende Reim wurde in der mittelalterlichen Dichtung verwendet. Im 18. Jahrhundert fand er ebenfalls Anwendung. Der rührende Reim wirkt nicht schön. Er wirkt dadurch störend: Wirt und wird
Ausnahme bildet die Verwendungn des gleichen Wortes zum Reimen. Beispiele dafür bilden Stanzen mit Dreireim. Trotzdem wirkt der rührende Reim im Klang störend.
Schlagreim
Der Schlagreim ist der Gleichklang von zwei aufeinander folgenden Wörtern.Sind die klingenden, singenden Wellen von Eichendorff.
Der Schüttelreim
Der Schüttelreim entsteht, wenn anlautende Konsonanten von reimenden Silben vertrauscht werden: Schein gerüttelt – rein geschüttelt.
Stabreim
Er ist ein Endreim und die Reimform germanischer Dichtung. Der Stabreim wird auch Alliteration bezeichnet. Drei von vier betonten Stammsilben einer Zeile beginnen mit dem gleichen Laut. Das bedeutet, dass es phonetische Wiederholungen derselben Konsonanten oder Vokale am Wortanfang gibt. Diese Wiederholungen oder ähnlichen Klänge werden als Anlautreime bezeichnet. Beispiele sind Formulierungen wie Mann und Maus ooder Haus und Hof. Er wird als Klangmittel genutzt. Im 19. Jahrhundert wurde er versucht als Bindung des Verses zu nutzen. Beispiele für die Verwendung des Stabreim in der germanischen Literatur sind beispielsweise das Althochdeutsche Hildebrandslied und der altsächsische Heliand.
Der Spaltreim
Der gespaltene Reim verilt sich auf zwei oder mehrere Wörter. Ein Beispiel für den Spaltreim ist: “Es gibt nichts Gutes / außer: Man tut es.” (Erich Kästner)
Tirade
Die Tirade prägte sich dadurch. Sie ist eine Gruppe gleichgebauter Verse, die alle auf den selben Reim enden. Mit dem adneren Zeilenmaß verwendet sie einen neuen Reim. Die Tirade entstammt mittelalterlicher spanischer und französischer Dichtung. Diese Gruppen bezeichnet man als Laisses. In der deutschen Übersetzung verwendete man stattdessen Paarreime. Die Tiraden haben sich im Deutschen nicht durchgesetzt.
Unreiner Reim
Beim unreinen Reim klingen Lokale oder Konsonanten von Reimsilben nicht gleich, sondern nur ähnlich. Beispiele dafür sind zum Beispiel: Freuden und Leiden.
Der Rhythmus
Der Rhythmus beschreibt untersschiedliche Bewegung und Spannung innerhalb von Gedichten, die sich durch einen anderen Rhythmus ergeben. Jedes Gedicht hat seinen eigenen Rhythmus. Einflussfaktoren auf den Rhythmus haben beispielsweise Hebungen und Senkungen. Die beeinflussen auch das Tempo des Sprachens. Wortgruppen prägen dies. Einheiten dieser Art werden Kola genannt. Die Kola fallen oft mit den Verszeilen zusammen. Zwei Versfüße, die eine Einheit und damit einen Kola bilden, werden als dipotische bezeichnet. Die Einheit bildet sich unter einem Hauptakzent, indem sie sich unterordnet. Gleiche metrische Schemen können sich trotzdem unterscheiden. Die kleinste rhythmische Einheit prägt den individuellen Gesamtrhythmus eines Gedichts.
Der metrische Rhythmus
Hält sich der Rhythmus starr ans Metrum wirkt das Gedicht starr und hölzern. Beim Lesen kommt Gleichgültigkeit durch. Die Hebungsabstände sind identisch und damit gibt es keine richtige Melodie. Das Gedicht hat weder innere Spannung, noch Bewegtheit, noch Rhythmus. Das Metrum zehrt der Rhythmus auf. Unregelmäßigkeiten durchbrechen die Eintönigkeit eines Gedichtes. Lebendiger Rhythmus ist die freie Umspielung des lyrischen Grundmaßes. Die Betonungen innerhalb des Gedichtes werden abgestuft.
Das Umgehen von Grenzen
Gleichheit lässt sich variieren. Dadurch entsteht eine natürliche, schöne Rhythmik. Eine Wiederholung der Kola führt zu einer ermüdenden Vereinheitlichung der Lyrik. Zeilengleichheit fördert Eintönigkeit. Kurze Zeilen können diesbezüglich problematisch sein. Lange Zeilen sind flexibler. Das erklärt den häufigen Wechsel männlicher und weiblicher Verse in der deutschen Dichtung. Die Variation des Grundmaßes wird dadurch erleichtert. Die Verwendung weicher und dunkler Töne sorgt für einen Kontrast in der Lyrik.
Rhythmustypen
Der fließende Rhythmus
Die Bewegung eines Gedichtes drängt immer weiter. Hebungen gehen nicht besonders hervor und die Pausen sind nicht sehr lang. Die Bewegung ist gleichmäßig und durchfließt das Gedicht. Es unterscheiden sich ein offener fließender und ein gerundeten fließenden Rhythmus. Der fließende Rhythmus wird von kurzen Zeilen begünstigt. Sie haben dafür weniger rhythmischen Eigenwert. Der Leser bekommt Disposition für eine klangliche Wirkung. Bedeutungskraft von Worten und Meinungskraft von Sätzen sind verhältismäßig schwach.
Der bauende Rhythmus
Dieser Rhythmus tritt bei langzeiligen Strophen auf. Er bindet vier Verse aneinander. Die Langzeilen gliedern sich auf und fungieren nicht als Einheiten. Der Rhyhtmus und der Klang sind verhaltener. Dafür steigern die Wörter im Vergleich zum fließenden Rhythmus ihre Bedeutungskraft.
Der gestaute Rhythmus
Er wird auch spröder Rhythmus genannt. Er weist Unregelmäßigkeiten auf. Gleichmäßigkeit und Ebenmaß gibt es nicht. Gedichte dieser Art haben ungleiche Zeilen und heben ihre Bedeutung wieder auf. Die Kola besitzt keine Lietmotive. Die Zeilen in den Strophen weisen ungleiche Gliederungen auf. Die Rhyhtmik unterscheidet sich und schwankt zwischen sehr kurz und extrem lang. Pausen stoppen den rhyhtmischen Klang der Lyrik. Hebungen haben Kraft, wo sie erschienen und unbetonte Silben fallen dafür stark ab.
Der strömende Rhythmus
Die Zeilen in diesem Rhyhtmus bilden keine Einheit. Es gibt ein stetiges Weiterdrängen im Vers. Die Langzeilen haben keinen Reim. Häufig wird mit Zeilensprung gearbeitet. Hebungen bekommen ein stärkeres Gewicht. Das Tempo ist langsam. Er findet sich zum Beispiel beim HExameter. Nach drei Hebungen gibt es einen Schnitt. Hexameter können durch übermäßige Wiederholung gleicher rhythmischer Effekte eintönig werden. Der strömende Rhythmus ist sehr Hebungsschwer und hat eine stetig weiterdrängende Bewegung in sich.
Der freie Rhythmus
In ihm entfaltet sich die rhythmische Bewegung. Er ist der Gegensatz zum antiken, beengenden Versmaß. Bedeutungsgehalt der Wörter und Meinungsgehalt der Sätze steigen. Die Worte sind von Großräumigkeit und Erhabeneheit, sowie Würde gekennzeichnet.
Quellen: Vgl. Kayser, Wolfgang: Kleine deutsche Versschule. Bern 1968.
Originally posted 2018-06-28 08:49:00.