Der Vers
Was genau ist ein Vers? Der Vers ist eine Einheit. Sie ist aus der Poesie, als aus lyrischen Texten bekannt. Als dichterische Wortfolge innerhalb eines Gedichtes wird er in Verszeilen gesetzt. Jede Zeile eines Gedichtes ist ein Vers.
Der Ursprung des Verses
Der Vers stammt aus der griechisch-römischen Antike. Zu dieser Zeit begleitete man Lyrik, Epen und Dramen mit Melodien, während sie vorgetragen wurden. Das trifft auch auf die Psalmen der Bibel, Buddhas Reden oder die Suren des Korans zu, die sich als Sprechgesang erhalten haben. Die frühere Kombination von Sprache und Musik spiegelt sich in den heutigen Versrhythmen wieder. Jede Sprache ist von melodischen Klängen geprägt und weist auf ihre Weise eine rhythmische Struktur auf.
Die Rhythmik der Sprache
Wörter bestehen aus betonten und unbetonten Silben. Die Abfolge von betonten und unbetonten Silben ist zugleich eine Abfolge von rhythmisch geordneten Hebungen und Senkungen. Am Ende finden sich Zäsuren als Versgrenzen. Versanfänge sind meist durch Großbuchstaben gekennzeichnet. An den Versenden finden sich oft Reime.
Wann ist ein Vers ein Vers?
Der Vers ist von Metrik und Rhythmik geprägt. Nach einer Definition des 17. Jahrhunderts handelt es sich bei dem Vers um die metrisch geregelte Zeile. Eine bestimmte Anzahl an Betonungen erschafft trotzdem keinen Vers. Die kirchliche Sprache nutzt den Begriff Vers im Sinne von Strophe.
Besonderheiten des Verses
Innerhalb des Verses kehren Betonungen in regelmäßigen Abfolgen zurück. Der Vers strebt danach sich “in die Bedeutung der Sprache einzuformen und einzufügen” (Kayser 1968, S. 11). In Versform verlieren Texte an Anschaulichkeit, Unmittelbarkeit und Ausdruckskraft. Mit der Verwendung des Verses tritt die Realität in den Hintergrund. Beschreibungen verlieren an Schärfe und Klarheit um sich auf andere Art geheimnisvoll zu entfalten. Verse werden auf andere Art lebendig und wirksam. Logik verblasst bei der Verwendung von Versen. Der Vers wird üblicherweise mit einem großen Anfangsbuchstaben eingeleitet. Er ist eine Ordnungseinheit, die über sich selbst hinausdrängt, um eine höhere Ordnung zu bilden. Lebendige Sprache entsteht erst wirklich mit der Rede. Wer auf Verse in Form von Zeilen verzichtet drängt durch die Schlucht zwischen Lyrik und Prosa hindurch.
Der metrische Akzent
Der metrische Akzent fällt die sprachlich natürliche Betonung. Dieses gilt als Grundgesetz des deutschen Verses nach Martin Opitz. Ein Fehler in der Betonung entsteht, wenn eine unbetonte Silbe auf Kosten einer betonten einen metrischen Akzent bekommt. In dem Fall entsteht eine Tonbeugung.
Proklitisch und Enklitisch
Grammatikalisch gibt es proklitische und enklitische (vor- und rückgeneigte Wörter). Sie leben im Schatten des nebenstehenden Akzentes. Im Deutschen wird besonders gerne der Wortanfang betont. Die Betonung liegt auf der Stammsilbe.
Die Tonbeugung
Eine Tonbeugung entsteht, wenn eine unbetonte Silbe auf Kosten einer betonten, einen metrischen Akzent bekommt. Es gibt proklitische und enklitische (vor- und rückgeneigte) Wörter. Sie sind abhängig vom danebenstähenden Akzent, wie zum Beispiel Artikel und Präpositionen. Je nach Akzentbetonung verändert sich die Betonung bzw. Akzentuierung der unbetonten Silben.
Die Pause hinter der Endung
Gibt es hinter einer betonten Endung keine Pause befindet, bekommt der Leser den Eindruck eines Mißklangs. In der Prosa finden sich nicht nur Betonungen und Unbetonungen, sondern auch Halb- und Nebenbetonungen.
Auch wenn es viele Wörter gibt, die nicht sauber in Jambus und Trochäus passen, ist es möglich sie einzubauen. In dem Fall hat die Nebenhebung den verslichen Hauptton. Am Versanfang ist die Setzung der Betonung flexibel. Wo im vorigen Fall eine schwebende Betonung verwendet wird, entfällt sie am Versbeginn. Mit der schwebenden Betonung lassen sich Tonbeugungen ausgleichen.
Die emphatische Betonung ist gefühlsbetont. Treffen zwei Starke Betonungen in dem Fall auf einander, werden sie durch eine medloscieh Betongung stark zur Geltung gebracht.
Verkürzte Endungen können in einem Vers störend wirken. Verkürzungen sind abhängig vom Stil, in dem das Gedicht geschrieben ist. In Volksliedstrophen wirkt es nicht so störend und versetzten den Leser in die Vergangenheit.
Ein Hiat ist der Zusammenströß eines auslautenden Vokals mit dem Anlautvokal des Folgewortes. Ein Hiat lässt sich durch eine Verkürzung vermeiden. Er kann den Stil eines Dichters prägen. Aussprache und Wirkung vom Hiat können unterschiedlich sien. Im deutschen werden die Wortanfänge sehr energetische ausgesprochen, wodurch sich Satzanfänge gut abheben.
In einigen Fällen wird Legato gesprochen. Dann wirkt der Hiat nicht hart. Es gibt im Vers ungewollte Härten in der Betonung. Sie können auch bewusst eingesetzt werden. Manche Verse verstoßen gegen das Grundgesetz der Ästhetik, dass alles unfreiwillig Aufmerksamkeiterrgendes unschön gegen diese verstößt. EIne Aneinanderreihung betonungsgleicher Wörter ergibt keinen schönen Klang.
Originally posted 2017-11-01 17:12:00.